Nun geht es also tatsächlich schon von Sydney weiter Richtung Canberra - schnell vergeht die Zeit wenn viel los ist.
Ich habe nicht sehr gut geschlafen, da mich mein nächstes Abenteuer: nämlich hier unten Auto zu fahren, ziemlich beschäftigt. Mitten in der Nach rufe ich dann doch noch Felix an, um mir nochmal etwas Selbstvertrauen zu geben, dass ich das schaffe - wir werden sehen.
Allerdings ist es ja schon so, dass ich nicht die erste Festlandeuropärein bin, die das machen will und so eine schlechte Autofahrerin bin ich zu Hause ja auch nicht, als dass ich mir das nicht zutrauen könnte.
Als mein Wecker klingelt, habe ich schnell die restlichen Dinge zusammengepackt und begebe mich zum Domestic Airport, von wo aus meine Maschine nach Canberra abheben soll.
Ich bin genügend früh da und checke am normalen Schalter ein, wo man noch mit einer netten Dame spricht und nicht nur an einem Automaten alles erledigt (wie zu Hause wo ich mich in der Migros und im Coop noch wehement gegen das "Selfzügs" wehre).
Auf meinem Ticket steht kein Gate, so muss ich mich an den Bildschirmen orientieren und da steht Gate 19. Ich habe noch genügend Zeit und gönne mir ein Frühstück. Soweit klappt noch alles sehr gut :-).
Dann mache ich mich so langsam auf zum Gate 19 und setzte mich gemütlich hin. Nebenan machen sie genau so eine Propellermaschine bereit, wie ich sie auch für meinen Flug nach Canberra erwarte, bei mir steht aber noch kein Flugzeug - geht ja auch noch etwas hin bis zum boarding.
Ich gehe zur Toilette, lese in meinem Buch, höre dann irgendwann mal dass das Boarding für Canberra bald losgehen soll und denke mir nichts dabei. Erst als es plötzlich heisst: Last call for Mrs Siegristspielmann for flight to Canberra on Gate 16.....
Ich glaube es gibt nichts peinlicheres, als wie von der Tarantel gestochen aufzuspringen und sich so schnell als möglich auf den Weg zu machen. Zum Glück sind die Gates nicht ganz so weit auseinander. Aber stellt Euch bitte einen kleinen Flieger, ganz mit Geschäftsleuten in Anzügen gefüllt, die einem mit verdrehten Augen anschauen wenn man als ganz ganz letzte einsteigt. Und dann hatte ich auch noch einen Platz ganz hinten im Flugzeug.
Das ist mir eine Lehre und ich werde beim nächsten Mal wieder mehr als einmal auf die Anzeige schauen um sicher zu sein dass ich richtig bin.
Ich sitze gleich beim - weiss zwar nicht ob man das so bezeichnen kann - Auspuff - jedenfalls hat es ziemlich heftig nach Kerosin gestunken, bis wir dann abgehoben haben.
Irgendwann bei der Rollphase wird dann im Dunst sogar noch die Skyline von Sydney mit dem Tower Eye sichtbar.
Kaum haben wir unsere Flughöhe erreicht, wird auch schon ein Banana bread und ein Tee oder Kaffee serviert. Allerdings hatte ich bisher noch nie einen solch kurzen Flug: kaum waren die Stewardessen fertig mit ausschenken (und ich sass ja wie gesagt fast zuhinterst), fing sie vorne schon wieder an die Becher einzusammeln und man musste das Tischchen hochklappen, denn es ging ans landen - zack waren wir auch schon unten.
Soweit hat ja alles mal geklappt. Sorry, dass jetzt etwas viel Text kommt, aber es war einiges los heute in Queanbeyan.
Es ist wirklich nix los auf diesem Flughafen und das finde ich gar nicht so schlecht für meine ersten Fahrversuche.
Ich finde auch sehr schnell das Büro von Europcar. Als sie mir ein geschaltetes Auto geben will, erkläre ich dass ich "Neulenker" bin in Australien und sie zeigt Herz und wechselt es mit einem Automaten. Das Navi stellen wir gemeinsam auf Deutsch um, da sie die Sprache German nicht findet im Garming. Von jetzt an kann sie mir nicht mehr helfen beim Programmieren.
Natürlich will sie mir tatsächlich noch die Zusatzversicherung aufbrummen (danke Sybille von Globetrotter, dass Du mir das noch explizit gesagt hast, die versuchen das tatsächlich.
Mit einem Autoschlüssel und einem Code für das Parkhaus bewaffnet, mache ich mich auf zu meinem Auto.
Schon will ich zum ersten Mal auf der Beifahrerseite einsteigen und muss lachen. Als ich dann beim ersten Mal Blinker stellen den Scheibenwischer anmache, gehen meine Mundwinkel schon wieder nach oben.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Garmin (man muss zuerst den Bundesstaat eingeben. Der ist auf Capitol Territory eingestellt und klein Queanbeayn liegt eben schon nicht mehr dadrin sondern in New Souht Wales. Und dann gibt man ja erst die Strassennummer ein, bevor den Strassennamen - alles etwas tricky. Aber es hat funktioniert und nach einigen Scheibenwischerattacken und 6 grossen Kreiseln bin ich bei meinem Hotel angekommen.
Das hat ja mal geklappt, aber jetzt gehts los: vor meinem Hotel hat es keinen Parkplatz, alles zuparkiert, so stelle ich ihn auf den allgemeinen Parkplatz vor dem Performing-Center, wo am abend das Theater stattfindet. Keine Ahnung, wie lange man da die Autos stehenlassen darf.
Durch den Hintereingang gelange ich - eigentlich nicht ins Hotel sondern in ein grosses Pup mit Spielhölle. Dafür, dass es unter der Woche ist, hat es schon eine Menge Leute da.
Ich frage nach, wo denn die Rezeption sei. Der Barkeeper meint, ich solle einfach durchlaufen bis ich im Gang stehe.
Gesagt, getan: ich also im Gang, da ist eine kleine Öffnung in der Wand und durch diese guckt mich besagter Barkeeper an und fragt, was er für mich machen kann.
Ich gebe ihm mit einem unguten Gefühl den Ausdruck meiner Buchung und warte bis er mir zwei Schlüsselkarten ausstellt, den Betrag von 300 Dollar für 5 Nächte von meiner Kreditkarte abzieht und mir das Zimmer zeigt.
Es geht raus auf die Strasse und mittels der Schlüsselkarte kann eine unscheinbare Metalltüre geöffnet werden. Von dort geht eine steile Treppe hoch und es mieft schon ziemlich.
Auf dem oberen Gang angekommen schwant mir böses (erinnert Ihr Euch an meine schreckliche Nacht in Proserpine, wo ich mich nicht mal zum Pinkeln aus dem Zimmer getraut habe?) exakt: Er schliesst mein Zimmer auf und sagt, er zeige mir noch das Gemeinschaftsbad (hätte ich mal den Text besser durchgelesen).
Ich bedanke mich und hole meinen Koffer.
Da die Heizung auf 27 Grad eingestellt ist und es nebst dem Gestank mega heiss ist im Zimmer, versuche ich erfolglos, das Fenster zu öffnen - no Way, geht nicht. Ich besichtige noch das Gemeinschaftsbad und setze mich dann ziemlich frustriert auf mein Bett. Auspacken mag ich hier schon gar nicht.
Ich packe den Laptop aus und schaue, was es denn in der Umgebung so an Hotels hat und werde fündig mit einem Motel bei dem ich mein Auto vor dem Zimmer parkieren kann - sieht sehr freundlich aus und ich buche gleich.
Dass ich mir die 300 Dollar ans Bein streichen kann, ist mir in dem Moment völlig egal. Für eine Nacht wäre das ja vielleicht noch gegangen, aber nicht für 5.
Ich packe also meine siebensachen, düse über die Strasse und schon bin ich im Motel wo mich eine herzliche Dame empfängt und ich könnte heulen als ich das tolle Zimmer sehe: gross, sauber, einfach toll.
Dann hole ich mein Auto (will schon wieder auf der falschen Seite einsteigen und nerve mich, weil ein grosser Jeep so nah parkiert hat). Das Fahren klappt um die beiden Hausecken sogar ohne Navi.
Nachdem ich mich eingerichtet habe und im Internet ein Italienisches Restaurant entdeckt habe, gehe ich zuerst in mein erstes Hotel zurück - muss ja meine Schlüsselkarten abgeben. Es ist mir zwar unangenehm, aber ich sage direkt heraus warum ich nicht dort geblieben bin.
Was mich dann aber aus den Socken wirft: der Barkeeper gibt mir anstandslos 300 Dollar bar auf die Hand und bedankt sich für die Ehrlichkeit. wow.
Dann gehe ich zum Italiener und bestelle mir die Gnoggi ai Gorgonzola. Die sind lecker. Als ich anschliessend dann noch einen Kaffee möchte, ist sie leider überfordert und meint, sie hätte nur Tee.
Man muss sich die Stadt so als ehemalige Goldgräberstadt vorstellen. Es gibt hier Pubs und Kneipen, aber nicht allzuviele Restaurants.
um sieben bin ich dann im "The Q" wie die Einheimischen ihr Performings- and Art Center Queanbeayn liebevoll nennen, und sehe zum ersten Mal "Around the World in 80 Days".
Beim anschliessenden gemütlichen beisammenstehen von Cast und Freunden merke ich, wie es halt schon schöner ist, in den kleinen Theatern - wies familiär zu und her geht. Georgy Girl im letzten Jahr war auch toll, halt eben einfach viel viel grösser und unüberschaubarer.
Details zum Stück erspare ich Euch heute noch - es war auch so genügend Text - aber es ist halt schon viel passiert heute.
Morgen nehme ich es dann gemütlicher und mache mal eine Autotour rund um Canberra.